04 Hanna Wolfskehl_alt

Gastgeberin der Künstlertreffen in München

Hanna Luise Minna Wolfskehl, geb. de Haan wurde am 18. 7. 1878 in Darmstadt geboren. Sie begann nach ihrer Schulzeit eine Lehrerinnenausbildung, während der sie Karl Wolfskehl kennenlernte und 1898 heiratete. Im selben Jahr zog das Ehepaar nach München. 1899 kam Tochter Renate auf die Welt, 1901 Tochter Judith. Hanna und Karl Wolfskehl wurden Teil des intellektuellen Künstlerkreises um Stefan George. In den ersten Jahren in München wohnte George regelmäßig für mehrere Wochen im Hause Wolfskehl. Hier veranstaltete das Ehepaar Künstlertreffen und lud zum bekannten »Jour« ein. Hanna Wolfskehl galt als kommunikative Vermittlerin, sie wurde von allen Beteiligten als Gastgeberin und Gesprächspartnerin sehr geschätzt.


Portraitfotografie, 1902
© Stefan George Archiv, Stuttgart
Hintersinniges Faschingsfoto: Links außen Karl Wolfskehl, im Zentrum im Profil sitzend Hanna Wolfskehl, neben Karl Wolfskehl stehend: die Schriftstellerin Franziska zu Reventlow (Wolfskehls frühere Geliebte), im Vordergrund liegend in die Ferne schauend: der Fotograf Richard Ferdinand Schmitz, im Hintergrund (Mitte) Emil Preetorius, rechts neben Hanna Wolfskehl: Rolf von Hoerschelmann Foto: Atelier »Electra«, München ca. 1903
© Stefan George Archiv, Stuttgart
Postkarte mit Zierschrift Alfred Schulers an Hanna Wolfskehl. Schuler kündigt seine Teilnahme am ersten »Jour« im neuen Jahr an (vermutlich zwischen 1901 und 1903).
© Deutsches Literaturarchiv Marbach
Mit dem Umzug nach Kiechlinsbergen im Jahre 1919 veränderte sich der Lebensstil der Wolfskehls; nach dem Verlassen des städtisch-bürgerlichen Münchner Umfeldes leitet Hanna Wolfskehl nun das Anwesen am Kaiserstuhl.
1933 stellte für das Ehepaar eine tiefe Zäsur dar: Wolfskehl emigrierte zunächst in die Schweiz und nach Italien. In den Briefen wird jedoch deutlich, dass ihre Ehe trotz räumlicher Trennung weiterhin von gegenseitiger Verbundenheit geprägt war. 

Teilweise lässt sich die Familienkorrespondenz jedoch nur schwer rekonstruieren, da die überlieferten Briefe des Öfteren undatiert und wegen Karl Wolfskehls Schrift nur schwer zu entziffern sind.Besonders auffällig ist der Austausch über Freunde und Bekannte, wodurch eine »Metakorrespondenz« (Cornelia Blasberg) entstand, die bezeichnend ist für Wolfskehls intensive Netzwerkarbeit.

Trotz der Beziehungen, die Karl Wolfskehl kurzzeitig um 1903 mit Franziska zu Reventlow und später im Exil dauerhaft mit Margot Ruben führte, kam es zu keiner Trennung zwischen ihm und seiner Frau. Die innere Verbundenheit blieb bei allen Lebensunwägbarkeiten und selbst im Exil bewahrt. Hanna Wolfskehl starb am 7. 3. 1946 im Schwarzwald und wurde in Kiechlinsbergen bestattet. 

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